Ich erinnere mich noch genau an meine erste Begegnung mit Dantes Inferno. Wir schreiben das Jahr 2010 und ich habe mich gerade in meiner ersten eigenen Wohnung eingelebt. Die XBOX 360 ist die Konsole, die mich in die aktuelle Gamingwelt eintauchen lässt und ich genieße meine neugewonnene Unabhängigkeit. Seitdem ich allein lebe, haben sich einige Rituale und Gewohnheiten in meinen Alltag geschlichen.
Ich habe begonnen von meiner VHS Sammlung auf eine DVD Sammlung umzuschwenken, sammle wieder Comics und finde gerade gefallen an Mangas. Viel wichtiger ist hier aber mein Wochenendritual, die Videothek. Immer dann, wenn meine Berufsausbildung sich gnädig erweist und mal ein freies Wochenende schenkt, zog es mich in die Videothek in meiner Straße, ein Video Buster. Was die jüngeren unter den Lesern (die es wahrscheinlich nicht mal gibt XD) vielleicht noch nicht wissen ist, dass es in den Videotheken neben den zahlreichen Filmen auch Videogames auszuleihen gab.
An eben so einem Wochenende stand ich also wieder einmal vor der großen Entscheidung, welches Game mir das Wochenende versüßen sollte. Da ich gerade im Assassins Creed Fieber war und mich quasi alles mit Templern und Assassinen faszinierte, kam mir dieser gezeichnete Ritter mit der Sense, der auf dem Cover von Dantes Inferno prangerte gerade recht. Allein das rote Kreuz eingenäht in seine Brust reichte vollkommen aus, mich zu überzeugen.
Ich hatte weder von diesem Game gehört, noch kannte ich die Game Serie, mit der es Dante aufnehmen wollte. Schließlich war ich ja ein überzeugtes XBOX-Kiddy und hatte so rein gar nichts mit God of War am Hut. Wohin meine Reise gehen würde und dass Dantes Inferno nicht mein letztes „Hack and Slay“ bleiben sollte, war mir zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht bewusst. So stand mir ein aufregendes und für meine Verhältnisse auch etwas gruselig-dämonisches Wochenende in der Hölle bevor.
Zum Spiel
Wir beginnen das Spiel inmitten des dritten großen Kreuzzugs, unser Protagonist, der Tempelritter Dante, ist der letzte noch kampfbereite Ritter König Richards und muss sich gegen zahlreiche Feinde behaupten. Gerade als wir die Gegner-Wellen zurückgeschlagen haben, geraten wir in einen Hinterhalt und Dante wird durch einen feigen Angriff mit einem Stich in den Rücken ermordet. Als Dante so tödlich verwundet zu Boden sinkt, erscheint eine dunkle furchteinflößende Gestalt auf dem Schlachtfeld, der Tod höchstpersönlich. Er ist gekommen, um die Seele von Dante einzufordern, doch dieser weigert sich sein Schicksal zu akzeptieren und fordert den Tod zum Kampf heraus. Durch eine List gelingt es Dante dem Tod während des Kampfes seine Sense zu entreißen und ihn mit seiner eigenen Waffe zu bezwingen.
Als Dante, inzwischen deutlich von den Kämpfen und seinem Tot gezeichnet, wieder in seiner Heimat eintrifft, muss er feststellen, dass sein Heim von seinen Feinden überrannt wurde und seine geliebte Beatrice nicht mehr am Leben ist. Beatrice, der er versprochen hatte, unter allen Umständen zu ihr zurückzukehren. Doch als er seine Geliebte tot vor sich auf dem Boden liegen sieht, wird Dante Zeuge davon, wie Ihre Seele den Körper verlässt. Damit nicht genug wird sie, als sie das Wort an Dante richtet, von einem Handlanger des Teufels, in die Hölle gezerrt und lässt Dante wie versteinert zurück. Doch Dante beschließt seine Beatrice aus den Fängen des Teufels zu befreien und macht sich auf den Weg in die Hölle, um dem Gehörnten persönlich entgegenzutreten …
Zum Gameplay
Spielerisch ist das Game, wie auch God of War, eher im Hack and Slay Bereich angesiedelt. Große Mengen Gegner treten meist in Horden auf und sorgen für reichlich Action auf dem Bildschirm. Diese Wellen zerlegen wir durch gezielt eingesetzte Kombos oder geschickt genutzte Umgebungseffekte in ihre Einzelteile. Dabei hilft uns praktischerweise die unheilige Sense des Todes, welche sich als wirkungsvolle Waffe gegen Untote herausstellt und das heilige Kreuz, eingenäht in die Brust unseres Helden, das für die nötige Feuerkraft sorgt. Insgesamt ist das Kampfsystem genretypisch und geht recht leicht von der Hand, so fühlt sich die Steuerung zu keiner Zeit krampfig an.
Dabei lassen sich beide Waffensysteme durch gesammelte Punkte, die wir für erlegte Gegner und gerettete Seelen bekommen, über das gesamte Spiel hinweg upgraden und erweitern. So wird auch im Late-Game immer noch neues in unser Angriffsrepertoire aufgenommen und sorgt für Abwechslung im Kampf. Wie auch in God of War, werden hier vor allem für große Gegner und Bosse gerne Quicktime-Sequenzen eingesetzt und sorgen dabei für einige cineastisch inszenierte Kampfhöhepunkte oder Finisher.
Designtechnisch ist das Spiel eine Wucht, jeder der neun Kreise der Hölle ist glaubhaft, verstörend und stimmungsvoll in Szene gesetzt. Zudem unterscheidet sich jeder neu erreichte Kreis merklich von den bereits besuchten Kreisen. Die Bosse sind abwechslungsreich, detailliert und zu den jeweils in den Kreisen repräsentierten Todsünden glaubhaft abgestimmt. Dabei wird alles im Hintergrund von dezenter Musik und einer düsteren Atmosphäre getragen, die das Game abrunden.
Fazit
Mein Wochenende war auf jeden Fall grandios, soviel kann ich euch sagen. Auch wurden meine sehr niedrigen Erwartungen an dieses Spiel haushoch übertroffen. Ich empfehle Dantes Inferno daher mit ruhigem Gewissen allen, die entweder God of War mögen, düstere, religiös angehauchte Rittergeschichten lieben oder einfach etwas „Hack and Slay“-Action wollen. Also in diesem Sinne: Fahrt zur Hölle! Es lohnt sich, viel Spaß beim Zocken.